Ich fühle mich ja im wissenschaftlich arbeitenden Sektor auch pudelwohl und zu Hause. Meine Ausdrucksweise und meine Interpretation von Aussagen anderer bewegt sich folglich auf einer Ebene mit euch: die Gefahr von Fehlinterpretationen und Missverständnissen ist gering.
Leider sind die "Entscheider" meistens anders gestrickt. Sowie in einer Aussage auch noch die kleinste Unwahrscheinlichkeit für die Hauptaussage besteht werden alle anderen Optionen als gangbare Optionen genutzt. Wissenschaftler schütteln bei vielen politischen (und auch unternehmerischen) Entscheidungen oft mit dem Kopf und verstehen die Welt nicht mehr: "wie kann man bloß?"
Ich führe hier ein paar exemplarische Beispiele an:
- vermeidet die Worte "...so schnell es geht"
Wenn ihr sagt: "Um die Klimakatastrophe zu minimieren ist es notwendig so schnell es geht die Treibhausemissionen zu reduzieren" dann versteht ein Politiker das so: "Ich habe die Entscheidungsmöglichkeit für den Zeitplan. Denn ich habe hundert Gründe warum es eben jetzt noch nicht geht, und - ganz ehrlich - so lange wir Industrie und Wirtschaft haben wird es immer Gründe für eine Verzögerung geben".
Sagt lieber "...ein unverzügliches Handeln ist unabdingbar". Dadurch lasst ihr dem Gegenüber keinen Spielraum. Sicher: unter Wissenschaftlern würde auch ich so niemals reden. Aber um die Gewichtung der eigenen Aussage klar rüberzubringen braucht es klare Ansagen. - vermeidet die Worte "...die Reduzierung des Treibhausgasausstoßes muss so groß wie möglich ausfallen"
Auch hier wird ein Politiker die Beurteilung wie weit eine Reduktion gemacht wird selbst vornehmen. Dabei werden die Flugreisen, der fette SUV und 10 Mal in der Woche Fleisch essen natürlich als "notwendig" angesehen und hier darf unmöglich dran geschraubt werden.
Sagt lieber "...stellt euch vor ihr fangt bei einer treibhausgasfreien Lebensweise an und immer wenn ihr an eine Stelle kommt wo Treibhausgase entstehen versucht erst die Sache anders zu lösen oder gar deren Notwendigkeit in Frage zu stellen." Damit werden wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft und nicht nur ein paar. - Stellt klarer heraus, dass Naturprozesse nicht demokratisch / mit Mehrheitsentscheidung ablaufen
Viele Politiker und auch "normale Menschen" (denn aus Wissenschaftlersicht sind Politiker normale Menschen) haben den Bezug zur Natur weitestgehend verloren. Da helfen auch keine Vergleiche oder Beispiele - solche Menschen sind komplett davon überzeugt, dass sich die Natur mit dem wie sie auf unser Handeln reagiert an unsere menschliche / demokratische / auf Mehrheiten aufgebaute Denkweise anpasst. Macht bei jeder Aussage, bei jeder Veröffentlichung eines Berichts, einer Auswertung klar, dass natürliche Prozesse ausschließlich von Naturgesetzen bestimmt und beeinflusst werden. Ganz oben steht die Natur mit ihren Bedürfnissen - und wenn wir das nicht berücksichtigen kommt von der Natur die naturwissenschaftlich begründete Reaktion - ohne wenn und aber.
Eine klare Kommunikation schafft notwendige Klarheit und trennt dann auch klar die "vernebelten Mitläufer" von den "vorsätzlich Handelnden". Uns wäre schon sehr geholfen wenn die letzte Gruppe vor der Entscheidungstüre abgewiesen werden würde.